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Veranstaltung Köln: Alexandra Kollontai

Die wohl erfolgreichste Frauenrechtlerin Alexandra Kollontai 1921 im Vordergrund beim III. Weltkongreß der Komminter, links neben ihr Klara Zetkin aus Deutschland, KPD Deligierte, Antifaschistin

Tags: *PURE VERNUNFT DARF NIEMALS SIEGEN* (in Sachen Liebe)
Samstag 3. März in die
LC36 ein. Kommt vorbei!
Alexandra Kollontai war zeitlebens überzeugte Feministin und Kommunistin. Bereits 1905 hatte sie sich für autonome Frauenabteilungen innerhalb der Kommunistischen Partei eingesetzt. Sie grenzte sich aber scharf von der bürgerlichen feministischen Bewegung ab, sie war davon überzeugt, alleine im Sozialismus, in einer Gesellschaft ohne ökonomische und sittlöich-religiöse Zwänge kann eine Gleichberechtigung von Frau und Mann verwirklicht werden. Daher der appell an die "Unvernunft" in Sachen Liebe gegen die "Vernunftehe" innerhalb sozialer Stände usw. Auch heute sind viele "Linke" sehr bürgerlich und bleiben in ihrem Mittelklasseumfeld kaum in Kontakt mit dem inzwischen migrantisch geprägten oft sehr zurückgebliebenen Proletariat, dass sich insbesondere als neues Phänomen wieder in religiösen Wirren verfängt. Bis 1968 war das Proletariat führend in Deutschland im Kampf um die Gleichberechtigung, insbesondere die Kommunisten. Mit Regierung Brandt, der Pille in Deutschland wurden auch die jungen Mittelklassebürger diesbezüglich offen. Diese späte Entwicklung der bürgerlichen Kreise war zur Durchsetzung der Frauenrechte in Westdeutschland gegen den christlichen Klerus und noch viel mehr gegen die zurückgebliebenen Sitten- und Moralwächter in Politik und Staat entscheidend. So vollzog die BRD einige der Entwicklungen der DDR nach. Allerdings wirkte Kollontai bereits 50 Jahre zuvor in einem damals hoffnungslos zurückgebliebenem Russland.
Kollontai, alleinerziehende Mutter und Volkskommissarin für soziale Fürsorge, setzte in der jungen Sowjetunion durch, dass das Eherecht gelockert und der Mutterschutz verbessert wurde. Sie erkämpfte das Recht auf Schwangerschaftsabbruch und schlug Volksküchen und kollektive Kindererziehung vor. Dieses Vorbild wurde von den Kommunistinnen in der Welt aufgenommen. Die Frau waren bereits in den ersten kommunistischen Bewegungen in Köln 1848 und in der bebelschen sozialistischen Partei „Die Frauenfrage“ sowie in den USA Sie wurde die erste weibliche Diplomatin der Welt
Sie propagierte sogenannte Kommunehäuser sowie freie Liebe (und Sexualität). Diese Ideale versuchte sie in einer Zeit zu verwirklichen, zu der es noch darum ging, die Revolution gegen den Weißen Terror und die Konterrevolution sowie die vielen Interventionsarmeen zu sichern. Dadurch stieß sie bei Lenin auf Kritik der ihre sexualpolitischen Ansichten als Glas-Wasser-Theorie bezeichnete.
„Nicht die sexuellen Beziehungen bestimmen das moralische Ansehen der Frau, sondern ihr Wert im Arbeitsleben, bei der gesellschaftlich-nützlichen Arbeit“
Dies schrieb im November 2017 das konservative ZDF auf seine Homepage:
"1917 ging es in Russland nicht nur um den Sturz des Zaren und die Abschaffung der Monarchie, sondern auch um die Gleichstellung von Mann und Frau. Seit der Französischen Revolution, die bürgerliche Rechte wie das Wahlrecht oder das Recht auf Bildung ausschließlich Männern zugestanden hatte, kämpften Frauen organisiert um die gleichen Rechte - auch in Russland. Alexandra Kollontai, eine junge, charismatische, russische Adelige, die dem engsten Kreis um Lenin angehörte, unterstützte ihn zwar bei Agitation und Geldbeschaffung. Doch parallel setzte sie durch, dass die Bolschewiken die rechtliche Gleichstellung der Frauen ins Parteiprogramm hoben.
Volkskommissarin Kollontai und die Befreiung der Frau
Nach der Oktoberrevolution bildete Lenin sein Kabinett aus Volkskommissaren, also "Ministern". Als einzige Frau berief er die Theoretikerin und Revolutionärin Alexandra Kollontai. Sie führte nun das Volkskommissariat für Bildung und Soziales und kümmerte sich beherzt um brennende Probleme: Millionen von Kriegsflüchtlingen, Kriegswitwen und Kriegswaisen. Gleichzeitig schuf sie schon 1918 das neue sowjetische Familiengesetz: Als erstes Land der Welt führte die Sowjetunion den Acht-Stunden-Tag für Frauen ein, bezahlten Mutterschaftsurlaub und die Legalisierung der Abtreibung. Gleichzeitig startete Kollontai eine ungeheure Bildungskampagne, denn fast 80 Prozent der Frauen in Russland waren damals Analphabetinnen. Sie wurden nun speziell gefördert.
Alexandra Kollontaj
... wurde als russische Adlige 1872 in St. Petersburg geboren. Später verließ sie für ihren Kampf um die Frauenrechte Mann und Kind. Kollontai studierte in Zürich und musste 1908 - von der zaristischen Geheimpolizei beschattet - wegen der Organisation eines ersten Frauenkongresses aus St.Petersburg ins politische Exil flüchten. Sie sprach fließend sechs Fremdsprachen und orientierte sich während ihres Asyls in Deutschland an dem Sozialdemokraten August Bebel und seiner Streitschrift "Die Frau und der Sozialismus". 1916 schrieb sie ihr Hauptwerk "Gesellschaft und Mutterschaft", das nur zwei Jahre später zur Grundlage des sowjetischen Familiengesetzes wurde. Von 1924 bis 1945 arbeitete sie für die Sowjetunion im diplomatischen Dienst, als Botschafterin in Schweden, Mexiko und Finnland. Bekannt wurde sie als erste weibliche Diplomatin weltweit. Sie starb 1952 in Moskau.
Das sogenannte Zhenotdel, die Frauenkommission, im Zentralkomitee der Bolschewiken angesiedelt, organisierte die Realisierung der Frauengleichstellung und überprüfte landesweit deren Umsetzung. In den Sowjetrepubliken Mittelasiens, in denen hauptsächlich Frauen muslimischen Glaubens lebten, wurden - damals hochumstrittene - Entschleierungsaktionen durchgeführt. Mit dem nachhaltigen Effekt, dass auch muslimische Frauen in der Sowjetunion und im heutigen Russland völlig selbstverständlich gleichgestellt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.

Kollontais Utopie der "freien Liebe"
Kollontai war sich bewusst, dass die rechtliche Gleichstellung der Frau nicht ausreichte. Sie forderte auch die sexuelle Gleichberechtigung der Frau. Mit ihrer Utopie, die sie in Reden und Zeitschriftenartikeln verbreitete, umriss und gestaltete sie das Bild einer "neuen Frau". Diese sollte ihren Partner frei wählen können und weder finanziell noch emotional von ihm abhängig sein.
Der Mann an der Seite der "neuen Frau" sollte nicht mehr, wie noch zur Zarenzeit, Patriarch, Ernährer und Vormund sein, sondern ohne Verpflichtung die "freie Liebe" aus eigenem Willen mit ihr genießen. Hausarbeit und Kindererziehung sollten gemeinschaftlich geregelt und vom Staat bezahlt werden, sodass Mann wie Frau sich voll und ganz ihrer Berufstätigkeit widmen könnten. "Freie Liebe" bedeutete für Kollontai, dass Mann und Frau auch ohne Trauschein zusammenleben und die Beziehung jederzeit problemlos beenden konnten. Was vor 100 Jahren nicht nur im revolutionären Russland, sondern auch im Westen Europas hoch umstritten war, ist inzwischen in vielen Ländern Wirklichkeit geworden. Die sexuelle Revolution war hauptsächlich eine Revolution der Frauen.

Lenin und die Gleichstellung
Lenin und seine Weggefährten an der Führungsspitze der jungen Sowjetunion nahmen privat eine konservative und autoritäre Haltung ein. Ihnen war Kollontais Utopie der freien Liebe suspekt. Zudem wagte es Kollontai bald, öffentlich eine zu Lenin völlig konträre politische Linie zu vertreten, obwohl beide der gleichen Partei, den Bolschewiki, angehörten."
Kollontai gründete eine "Arbeiter-Opposition" und kritisierte Lenin und auch Stalin. Stalin respektierte Kollontai, sie blieb sehr lange ZK Mitglied Stalin schickte sie als Diplomatin ins Ausland - und ließ sich dann selbst als Vater der Frauenemanzipation feiern, adaptierte die Politik.
PURE VERNUNFT DARF NIEMALS SIEGEN
FEMINISTISCHE REVUE GEGEN SITTE, ANSTAND UND MORAL MIT DEM TIPPEL
ORCHESTRA BERLIN
Samstag, 3. März 2018, LC 36 (Ludolf-Camphausen-Straße 36)
19 Uhr Einlass | 20 Uhr Beginn
Wir wollen pure Vernunft niemals siegen lassen und uns mit euch auf
einen Weg liebevollerer, innigerer und folglich auch glücklicherer
Beziehungen zwischen den Geschlechtern machen. Das kann nur eine
grundlegende Änderung der menschlichen Psyche – eine Bereicherung ihrer
‚Liebespotenzen‘; letzteres verlangt mit unausweichlicher
Gesetzmäßigkeit die grundlegende Umformung der sozialökonomischen
Beziehungen, kurz, den Übergang zum Kommunismus.
(Alexandra Kollontai)
Dazu haben wir Gäste geladen aus der Hauptstadt.
Tippel orchestra präsentiert: Liebe in Zeiten des Kapitalismus
Die Liebe – was macht sie aus? Warum ist ihr Glücksversprechen so
einzigartig attraktiv? Konstituiert sie das ganz Andere zum
kapitalistischen Alltag oder ist sie vielleicht doch einfach ein Teil
davon? In der Szenischen Lesung Liebe in Zeiten des Kapitalismus wollen
wir uns die Konzepte der Liebe und der romantischen Zweierbeziehung
etwas näher anschauen. Dabei geht es uns vor allem um die historische
Verortung eines Phänomens, das – vielleicht mehr als viele andere
Gesellschaftsbereiche – stets als natürlich und übergeschichtlich
begriffen wird.
19 Uhr Einlass
20 Uhr Beginn
Spendenvorschlag 2 Euro
Sekt Special 2 Euro

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